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Boofe
- Freiübernachtungsstelle im Elbsandsteingebirge:
Überhang am Sandsteinfels meist ausgebaut mit Schlaf- und Feuerstelle an dem der Bergsteiger nicht nur ein günstiges Quartier
zum erholsamen Schlaf nach getaner Bergfahrt vorfand, sondern auch ein gemütlicher Ort um den anstrengenden Tag im Kreise
seiner Bergkameraden ausklingen zu lassen.
boofen
- Abgeleitet von "pofen" = tief und fest schlafen. Das Wort ist mehr umgangssprachlich als mundartlich und gehört eigentlich ins Rotwelsche (puffen).
Quelle: Kleines sächsisches Wörterbuch
Boofen im Elbsandstein
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Villa Fernblick
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Die Geschichte und Entwicklung der Boofen gestaltet sich vielschichtig. Als erstes stand sicherlich die gegebene Notwendigkeit im Vordergrund, später dann der sportliche und freizeitspezifische Aspekt.
Namen wie Diebskeller und Wildpretshöhle geben einigen Aufschluß über die frühe Nutzung der im Elbsandstein vorkommenden Überhänge und Höhlungen.
Die bekannteste und zugleich schönste dieser Art, die Idagrotte am Vorderen Raubschloss, wurde beispielsweise als Unterschlupf
für Überfälle auf die damals noch einzige Wegeverbindung im Kirnitzschtal, die Zeughausstraße genutzt.
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges brachten einen weiteren Anlaß die unzugänglichen Gebiete der "Sächsischen Schweiz" zu nutzen.
So wurden solche Verstecke wie beispielsweise die Höhle am Satanskopf zur Herstellung von Schriften und Flugblättern des Widerstandes benötigt.
Die Entstehung der Siebenschläferboofe geht ebenfalls in diese Zeit zurück.
Sie wurde im März und April 1945 angelegt, und diente ursprünglich als Versteck vor drohender Einberufung.
Als das Klettern im Elbsandstein, obwohl die Anfänge des Bergsteigens schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zu suchen sind,
immer mehr in ihren Bann zog, wurde auch das Freiübernachten, sei es aus Mangel an geeigneten Unterkünften oder aus Liebe zur Natur, immer beliebter.
Im einstigen 10 km-Grenzgebiet zur Tschechei entstand schon in den Jahren 1950/51 eine der schönsten Boofen im Gebirge, die Villa Fernblick.
Immer wieder von den damaligen Grenzbeamten kontrolliert, blieben seine Erbauer der T.V.S. 14 hartnäckig und wegen des phantastischen Ausblicks in die böhmischen Berge erhielt sie den o.g. Namen.
Die Freiübernachtungsstellen im Sächsischen Fels waren nicht nur Kletterunterkunft, sondern wie die RKV-Hütte auch Zufluchtsort vor staatlicher Bevormundung.
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Die Fernblickboofe Herrmann Huth, Pirna 1968
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Belegt ist auch der Bau der Oktoberboofe. Sie wurde um 1960/61 von der Seilschaft Kießling errichtet.
Die Max und Moritz Boofe wurde später vermutlich von Grenzsoldaten der ehemaligen NVA angelegt.
Schwer zugänglich, aber ebenfalls mit einer einzigartigen Aussicht, bleibt uns die Villa Bärenhaut, als eine der sehr gut ausgebauten Freiunterkünfte in Erinnerung.
Ähnlich solide gefertigt war auch die Wurzelboofe und bot somit den Kletterfreunden am Morgen einen schnellen Zugang zum Fels.
Doch sie alle erlitten das gleiche Schicksal wie die Boofen am Kleinhennersdorfer Stein, die ebenfalls abgerissen wurden.
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Sitten und Gebräuche
- Boofe besetzen und reservieren gilt als unsportlich, es wird zusammen gerückt wie es eben geht.
- Boofe stets peinlich sauber hinterlassen:
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Von der Nationalparkverwaltung werden Boofen gern als Müllplätze, deren Besucher als Krakeeler dargestellt.
Dabei ist es für viele Besucher selbstverständlich, die Boofe nach der Freinacht peinlich sauber für die nächsten Gäste zu hinterlassen.
Bild: B. Busse, Berlin
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- Einen kleinen Holz- und Wasservorrat für die nachfolgenden hinterlassen.*
- Holz nur mit Händen brechen, dann entnimmt man nicht zu viel Todholz.*
- Feuer nur auf vorhandener Feuerstelle auf Sand, nicht auf Waldboden.*
Bei Waldbrandgefahr kein Feuer machen!*
- Feuer stets beaufsichtigen und erst gehen, nachdem man sich versichert hat, daß es völlig gelöscht ist.*
*Heute besteht generell beim Boofen absolutes Feuerverbot.
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Die Weberstube in der Böhmischen Schweiz M. Gärtner, Dresden
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Zweite Boofe im Stillen Tal M. Gärtner, Dresden
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Wenn man auf einsamen Pfaden in den tschechischen Bergen Gestalten mit Axt,
Zeltplane und Schäferhund begegnet, dann sind dies wahrscheinlich Tramps.
Die Tramps errichten die urwüchsigsten und schönsten Boofen die wir kennen und wenn sie dem Naturschutz
begegnen, so ist überliefert, daß sie gern von Ihrem Feuerwasser abgeben und dafür Heidelbeeren
u.a. erhalten. (Bild: B. Busse, Berlin)
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Berichte, Beiträge & Kommentare
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