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Aus der Geschichte der tschechischen Tramps:

Die Anfänge der Tramps sollen einst in der aufkommenden Pfadfinderbewegung gelegen haben. Doch die festen und strengen Regeln standen dem freien, ungezwungenen Herumstreifen in der Natur entgegen. Von der Lektüre Karl Mays beeinflußt, das ungebundene Leben der amerikanischen Landstreicher und kanadischen Waldläufer nachvollziehend, gaben sie ihrer eigenen Lebensweise den Vorzug. So rekrutierten sich die ersten Tramps aus den Reihen der aufkommenden Pfadfinderbewegung bereits vor dem Ersten Weltkrieg, als Böhmen und Mähren noch zu Österreich - Ungarn gehörten.

Tramp – das englische Wort für Landstreicher, ist die Bezeichnung für Ausflügler, Wanderlustige, die regelmäßig in der Natur ihr Lager aufschlagen, im Unterschied zu den Pfadfindern haben sie keine festumrissenen Regeln und Satzungen (…) Die haben auch ihre eigene, etwas seltsame Ausdrucksweise und geben eine eigene Zeitschrift heraus.

Masarykùv slovník nauèný (Masaryk- Konversationslexikon), T. 7, Prag, 1933
Wenn wir Stanislav Motl glauben schenken, dann waren die urwüchsigsten aber, die sogenannten Zelení Kádrové. Zitat: "Männer die 1917 in die Armee eingezogen wurden und nach Kriegsende in den Wäldern blieben. Ihnen schlossen sich mehr und mehr Jugendliche an."
Es war die Zeit der "Wilden Pfadfinder", denn aus Pepík, Zdenìk und Ota wurden plötzlich Brandy, Wintrop oder Dawson. Alte Hüte verwandelten sich, wenn man sie lange genug knetete in echte Stetsons und breite, mit Nieten und Nägel besetzte Gürtel schnürten das buntkarierte Hemd.

"Wohl nirgendwo auf der Welt soll es so viele Sheriffs gegeben
  haben, wie in Böhmen."



Unerläßlicher Bestandteil des Trampings waren aber das Lagerfeuer und das Singen romantischer Lieder. Es entstand sogar ein eigenes Liedgut wie das beliebte Niagara-Lied oder Bedna od whisky
(Eine Kiste voll Whisky).

"Klondike, der noch heute so aussieht, als wäre er einem von Zdenìk Burian illustrierten
  Karl-May-Roman entsprungen. Auf dem Kopf ein schwarzer Hut, ein Stoppelfeld im Gesicht,
  wetterharte, sonnenverbrannte Haut."


Natürlich konnte eine solche freiheitsliebende Bewegung niemals unter Kontrolle gehalten werden. Und so verwundert es nicht, daß sie von jeglicher Staatsmacht, gleich welcher Form auch immer, argwöhnisch beobachtet wurden. Es kam zu Polizeiaktionen, gewaltsamen Auflösungen von Treffen bis hin zum gänzlichem Verbot.


„In die Wälder zu fahren, war das einzige, was man in der Zeit machen konnte. Das war so frei. Das war einfach ein Sich-Spreizen, Querstellen.“

Klondike (Tramp)

Vor allem aber war es die Gängelung in kommunistischer Zeit, durch welche die jungen Leute massenhaft in der Tramp-Bewegung Zuflucht suchten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs freilich, gab es auf einmal vielfältiger Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und so wandten sich viele anderen Dingen zu. Doch: "Unverbesserliche Romantiker werden immer wieder geboren, (...) aber es gibt genug junge Pfadfinder, die wenn sie erst Blut geleckt haben, zur Keimzelle neuer wilder Tramps werden können".


Quellen:
Petr Koláø, Soumrak v Udoli potlachu, Lidové noviny
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