Das Wandern im Elbsandsteingebirge blickt auf eine mehr als Zweihundertjährige Geschichte zurück. Besonders die Bastei sowie der Kuhstall bilden hierbei herausragende Ziele, die schon sehr früh zu beliebten Zentren des aufkommenden Tourismus wurden. Dementsprechend zeitig setzte auch an diesen Orten die gastronomische Betreuung ein.
Hans Christian Anderson 1831:
"... und mit einem kleinen zehjährigen Bauernjungen als Führer begaben wir uns nun auf die Reise, um durch den Ottewalder Grund die Bastei zu besteigen."
"Ein großes hübsches Gebäude lag vor uns, es war das Wirtshaus auf der Bastei. Hier ist es hoch, sehr hoch! Du mußt ein paar Kirchtürme aufeinandersetzen und dann nicht schwindlig dabei werden, wenn du auf der obersten Spitze stehst. Ein Gitter ist angebracht, damit du nicht fällst! - Das lange weiße Band dort unten, das vor deinen Augen nicht breiter aussieht als ein Trottoir auf der Straße, ist die Elbe; das gelbbraune Pappelblatt, das du schwimmen zu sehen glaubst, ist ein langer Flußkahn."
Der jeweiligen Zeit und Mode enteprechend begann auch die einheimische Bevölkerung von der zunehmenden Reiselust zu profitieren.
" Die Damen wurden nun in Tragstühlen den Felspfad hinangetragen, wir anderen trugen uns selbst,"
"Ein alter Mann in einem grauen abgenutzten Rock saß auf einem Felsblock ... und spielte uns etwas vor; mehrere Saiten auf seiner Harfe waren gesprungen, eine Dissonanz folgte der anderen; sah man aber den alten Mann an, dessen Leben gewiß auch diesem Harfenspiel glich, da kam wieder Harmonie in das Ganze. Die Dissonanzen lösten sich in meinem Herzen in Wehmut auf."
Natürlich blieb der aufkommende Reiseverkehr nicht ohne Folgen und so kann man durchaus Parallelen bis in unsere heutige Zeit hinein ziehen, und irgendwie klingt es als wäre es vor kurzem geschrieben wurden.
"Nirgends habe ich übrigends eine solche Menge von Namen gesehen wie hier im Kuhstall, nicht einmal im Adreßbuch gib's so viele! Die ganze Felswand, auswendig wie inwendig, war über und über eine bunte Malerei von Namen; einige waren sogar eingemeißelt und dann noch hinterher ausgebrannt oder mit Teer bestrichen."
So entwickelte sich die "Sächsische Schweiz" bis heute zu einem beliebten Ausflugs- und Wanderziel und bietet viele Möglichkeiten der aktiven Erholung. Durch den allmählichen Ausbau des Wanderwegenetzes bis in hohe Felsregionen hinein wurde die Atraktivität des Elbsandsteins noch weiter gesteigert. Doch dienten viele Wege nicht nur dem Tourismus, sondern wurden auch von den Einwohnern angelegt und genutzt, um beispielsweise kürzere Verbindungen zum Besuch des Gottesdienstes zwischen den Gemeinden zu schaffen. Es entstand eine Kulturlandschaft in der Natur und der Erwerb des Lebensunterhaltes in eine Harmonie zueinander fanden.
Durch Spenden und Arbeitseinsätze vieler ehrenamtlicher Helfer begann man das Wegenetz systematisch zu markieren und mit Wegweisern zu versehen. So entstand eines der am besten Ausgeschilderten Wandergebiete überhaupt. Auch überregionale Gebietswanderwege wurden in dieses Konzept mit einbezogen, wie zum Beispiel der Saar-Schlesische Wanderweg. Leider begann man mit der Gründung der neuen Nationalparkverwaltung dieses Wegenetz einzuschränken.
Kurzer Abriss des Naturschutz
Als die Schreckensteiner um 1950 die Fernblickboofe gebaut haben, gab es weit und breit noch keinen Naturschutz. Man lebte friedlich und in Eintracht mit dem Förster, der im Rahmen seiner Forstarbeit auch für den Naturschutz verantwortlich war. Um die Villa Fernblick korekt zu verwalten, wurde sogar ein Pachtvertrag mit dem Staatsforst abgeschlossen.
Auszug aus dem Pachtvertrag:
§1
Der Saatliche Forstwirtschaftsbetrieb Sebnitz gestattet vom 1.1.1953 bis auf weiteres in Abteilung 362 (Gebiet der Thorwalder Wände Revier 5) unter einem Felsüberhang die Errichtung einer Unterkunft.
1961 wurde der Große Winterberg Naturschutzgebiet.
1966 Das NSG Großer Winterberg wurde nach Osten großflächig erweitert und trug nun den Namen NSG Großer Winterberg und Zschand. Man durfte auf allen Wegen wandern und an allen Gipfeln klettern.
1979 wurde das Totalreservat Böses Horn ausgewiesen. Das Reservat lag zwar nicht im NSG, schloß sich aber daran an. Es wurde ein Betretungsverbot verfügt; die Gipfel im Reservat wurden gesperrt.
1981 Der Thorwald-Gratweg wurde gesperrt. Dies war der erste Fall, daß das Wandern auch auf einem Weg im NSG verboten wurde.
1983 trat eine neue Verhaltensordnung in Kraft. Nur noch organisierte Bergsteiger durften klettern und dies an genehmigten Gipfeln. Wandern war nur noch auf ausgewiesenen Wegen erlaubt.
1986 erfolgten drei kleine Erweiterungen des NSG Großer Winterberg-Zschand an den Polätzschwänden in Richtung Schmilka, an den Pechofenhörnern am Hinteren Raubschloß und am Raumberg.
1988 Viele Wegweiser wurden an den Schlüchten abmontiert. Damit sollte offenbar kundgetan werden, daß diese Wege nun keine ausgewiesenen Wanderwege mehr sind. Eine offizielle Regelung gab es hierzu nicht. Inoffiziel hieß es, "es wäre eine unbedeutende Formsache und hätte nichts zu bedeuten".
1990 erschienen in einer Karte des Tourist-Verlages zwei neue Totalreservate, eines am Auerhahnstein und eines oberhalb der Webergrotte. Offenbar sollte dieses Gebiet nach alten DDR-Planungen total gersperrt werden.
1990/91 Das Naturschutzgebiet Großer Winterberg wurde mit der Nationalparkgründung in die Kernzone überführt. Zum Thema Wandern übernahm man im wesentlichen denselben Passus der ausgewiesenen Wanderwege wie in der alten LSG-Verhaltensordnung von 1983.
1998-2000 gab es umfangreiche Debatten zu den Wanderwegen im Nationalpark. Die Wegeverbots-Beweislast wurde in der Kernzone umgekehrt. Demnach darf nicht mehr dort nicht gewandert werden, wo es verboten ist - sondern nur noch dort, wo es ausdrücklich erlaubt ist. Konsens war allerdings, daß Wege nur dann gesperrt werden, wenn sich alle Beteiligten einig sind. Bisher wurden im Zeughausgebiet der Auerhahnsteig, ein Teil der Westelschlüchte, der Raumberg-Kuppenweg und der Alte Flößersteig gesperrt.
Zur Zeit heißt es, soll die Kernzone nicht mehr vergrößert werden, auch soll es keine automatischen Wegsperrungen dadurch geben, daß ein Stück Nicht-Kernzone zur Kernzone wird. Eine kleine Korrektur ist allerdings noch im Kleinen Zschand vorgesehen. Dies soll 1,7 km² betreffen. Försterloch, Schusterloch und Meilerschlüchte (bisher ausserhalb der Kernzone) sind bereits gesperrt worden. Damit bliebe nur noch das Heringsloch als bergwärtiger Wanderweg im Kleinen Zschand übrig.
Mittelfristig ist angedacht, weitere Gebiete schutzmäßig aufzuwerten, evtl. Heulenberg-Kanstein ...
Schöner aufgeräumter Wald (Bild: E.Seidel)
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