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Villa Fernblick
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Die Geschichte und Entwicklung der Boofen gestaltet sich vielschichtig. Als erstes stand sicherlich die gegebene Notwendigkeit im Vordergrund, später dann der sportliche und freizeitspezifische Aspekt.
Namen wie Diebskeller und Wildpretshöhle geben einigen Aufschluß über die frühe Nutzung der im Elbsandstein vorkommenden Überhänge und Höhlungen.
Die bekannteste und zugleich schönste dieser Art, die Idagrotte am Vorderen Raubschloss, wurde beispielsweise als Unterschlupf
für Überfälle auf die damals noch einzige Wegeverbindung im Kirnitzschtal, die Zeughausstraße genutzt.
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges brachten einen weiteren Anlaß die unzugänglichen Gebiete der "Sächsischen Schweiz" zu nutzen.
So wurden solche Verstecke wie beispielsweise die Höhle am Satanskopf zur Herstellung von Schriften und Flugblättern des Widerstandes benötigt.
Die Entstehung der Siebenschläferboofe geht ebenfalls in diese Zeit zurück.
Sie wurde im März und April 1945 angelegt, und diente ursprünglich als Versteck vor drohender Einberufung.
Als das Klettern im Elbsandstein, obwohl die Anfänge des Bergsteigens schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zu suchen sind,
immer mehr in ihren Bann zog, wurde auch das Freiübernachten, sei es aus Mangel an geeigneten Unterkünften oder aus Liebe zur Natur, immer beliebter.
Im einstigen 10 km-Grenzgebiet zur Tschechei entstand schon in den Jahren 1950/51 eine der schönsten Boofen im Gebirge, die Villa Fernblick.
Immer wieder von den damaligen Grenzbeamten kontrolliert, blieben seine Erbauer der T.V.S. 14 hartnäckig und wegen des phantastischen Ausblicks in die böhmischen Berge erhielt sie den o.g. Namen.
Die Freiübernachtungsstellen im Sächsischen Fels waren nicht nur Kletterunterkunft, sondern wie die RKV-Hütte auch Zufluchtsort vor staatlicher Bevormundung.
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Die Fernblickboofe Herrmann Huth, Pirna 1968
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Belegt ist auch der Bau der Oktoberboofe. Sie wurde um 1960/61 von der Seilschaft Kießling errichtet.
Die Max und Moritz Boofe wurde später vermutlich von Grenzsoldaten der ehemaligen NVA angelegt.
Schwer zugänglich, aber ebenfalls mit einer einzigartigen Aussicht, bleibt uns die Villa Bärenhaut, als eine der sehr gut ausgebauten Freiunterkünfte in Erinnerung.
Ähnlich solide gefertigt war auch die Wurzelboofe und bot somit den Kletterfreunden am Morgen einen schnellen Zugang zum Fels.
Doch sie alle erlitten das gleiche Schicksal wie die Boofen am Kleinhennersdorfer Stein, die ebenfalls abgerissen wurden.
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